Einmal im Leben in der Backstube
Nachdem das Rennen an der Mountainbike Schweizermeisterschaft am 2. Juni, nach einem kurzen Blackout und Materialschaden bereits nach 30 Sekunden enttäuschend endete, startete am Montag eine neue und komplett andere Challenge für mich. Ich durfte vom 3. Juni – 13. Juli sechs… Wochen, sechs Tage in der Woche von 04.00 bis ca. 11.00 Uhr bei unserem Dorfbeck „Janz“ in Niedergösgen aushelfen. Diese Zeit war für mich als ehemaliger Langschläfer eine riesen Herausforderung, wenn nicht sogar meine grösste Sorge! 03.15 Uhr hiess es aufstehen 04.00 bis ca.11.00 Uhr arbeiten, 12.00 bis 16.00 Uhr trainieren und dann noch das Umfeld mit den Liebsten pflegen oder meine Velos in Ordnung bringen, dies brachte meinen Körper schon zwischendurch an den Anschlag. Da blieb nämlich keine Zeit mehr einem Rennen nach zu trauern oder darüber nachzudenken. Vorwärts schauen und ständig vollgas geben, dies verbindet den Beruf als Bäcker mit dem Leben eines Radsportlers. Ich hatte viele verschiedene Aufgaben zu erledigen, welche es extrem spannend machten. Das Klischee, dass ein Bäcker ständig Gipfeli biegt ist komplett falsch. Im Gegenteil! Ich war extrem aktiv als Bäcker z.B. wenn ich Brot ausliefern durfte, hatte ich Kisten mit Brot bis zu 18 kg und meistens war es mehr als eine. Also trainierte ich zu frühen Morgenstuden während der Arbeit schon meinen Oberkörper. 😉 Diese Zeit war nicht nur ein Aushelfen in der Backstube sondern auch eine Lebensschule. Das Beste im Alltag als Bäckeraushilfe war, wenn ich sah, wie ich Kunden oder Mitarbeiter eine Freude machen konnte. Heutzutage sehen wir vieles als selbstverständlich an, doch sehen wir das Ganze mal aus der Sicht eines Bäckers: Gehe ich um 11.15 Uhr zu einer Bäckerei, möchte zwei Gipfeli, dieser aber hat nur noch eines dafür noch 20 Weggli. Als Käufer ist man jetzt enttäuscht, weil man sich auf Gipfeli eingestellt hat. Aus der Sicht des Bäckers lohnt es sich um diese Uhrzeit aber nicht mehr Nachschub zu machen. Bei Ladenschluss würde dann zu viel übrig bleiben. Dies ist nur ein kleines Beispiel dafür, was für einfache Überlegungen ich mir plötzlich machte. Was mich in meiner Saison auf jedenfall begleiten wird, egal wie hart man es hat, ob es gut läuft oder man etwas mehr kämpfen muss, dass schönste ist, wenn man seinen Traumberuf ausleben darf! Dies sollte einem in schlechten Phasen viel mer bewusst werden. Einen Sturz nach 30 Sekunden ungespitzt mit dem Kopf in den Boden, dabei ist nicht mehr passiert als Materialschaden. Bereits am Dienstag ging das Training weiter. Einzig auf der Rangliste steht „nicht beendet“. Wenn ich etwas gelernt habe, ist es, dankbar zu sein, weiterhin meinen Weg zu meinem Traum verfolgen zu dürfen.
Manchmal können auch nur „sechs“ Wochen in einem Leben, eine ganz andere Ansicht bieten.
Mit solchen Erfahrungen freue ich mich bereits jetzt auf die Radquersaison und werde mir bei etwas schmerzenden Beinen ganz andere Gedanken durch den Kopf gehen lassen. 😉